Totale Brutentnahme mit Dadant

Wie bereits letztes Jahr, habe ich auch dieses Jahr Ende Juni wieder eine totale Brutentnahme durchgeführt. Allerdings hat der starke Teilungsdruck der Völker dieses Jahr dafür gesorgt, dass nur zwei Völker wirklich stark genug dafür sind. Jungköniginnen und Völker die sich gerade erst wieder im Aufbau befinden lasse ich in Ruhe.

Ich verwende das Verfahren so wie ich es von Andre Zimmermann erklärt bekommen habe (aber für Dadant abgewandelt). Die entnommene Brut wird nicht vernichtet. Stattdessen lasse ich sie in einer Brutscheune schlüpfen um sie dann mit Milchsäure zu behandeln. Dieser riesige Brutling soll sich selbst eine neue Königin ziehen. Da es nur 2 Völker sind reicht eine 12er US Dadant Beute fast aus um alle Brutwaben unterzubringen. Ein Drohnenrahmen war letztlich über (den habe ich eingefroren). Allerdings wird die Beute sehr schwer weil alle Brutwaben auch reichlich Futterkränze haben. Dies muss man beim Transport berücksichtigen. Ich hab die Kiste alleine fast nicht tragen können.

Um die Varroen aus den brutfreien Völkern zu entfernen verwende ich jeweils eine Fangwabe. Sobald diese verdeckelt ist kommt sie aus dem Volk und wird entsorgt. Hierin dürften sich fast alle Varroen des Volkes befinden und das Volk müsste nach der Entnahme so gut wie Varroa-frei sein.

Wie geht man vor

Zur totalen Brutentnahme gehören mehrere Schritte die man zeitlich einplanen muss. Ich schaue dafür meist schon im Mai oder Anfang Juni in meinen Kalender, damit alle vorgesehenen Schritte terminlich eingehalten werden können. Der Ablauf ist dann wie folgt:

    • 10 Tage vor dem geplanten Eingriff hänge ich eine frische Mittelwand mitten ins Brutnest. Das wird die Fangwabe (am besten markieren). Die Bienen werden diese innerhalb von 10 Tagen ausbauen und die Königin wird sie fast komplett bestiften. Nimmt man eine bereits ausgebaute Wabe so reicht es auch wenn man sie 7 Tage vor dem Eingriff einhängt.
      • Es empfiehlt sich die Fangwabe zwei bis drei Tage vor dem Eingriff zu kontrollieren und ggf. den Termin anzupassen.
        • Dann kommt der Tag 0. Ich nehme eine komplette Kiste mit frischen Mittelwänden und einige Leerwaben (für die Transportsicherung) mit. Die Honigräume werden abgenommen und beiseite gestellt. Nun schaue ich alle Waben durch und suche die Königin. Habe ich sie gefunden kommt sie vorübergehend in einen Weiselkäfig (sicher ist sicher). Danach werden alle Waben die Brut enthalten entnommen und in die leere Kiste gehängt. Alle? Nein, die vor 10 Tagen gegebene Fangwabe bleibt selbstverständlich im Volk (die soll ja alle Varroen fangen). Bei den ersten beiden Waben, die ich entnehme, lasse ich alle Bienen drauf sitzen. Die ziehen mit um. Alle weiteren schüttel ich leicht ab sodass jeweils eine Handvoll Bienen drauf bleibt. Dann werden frische Mittelwände gegeben. Über die Anzahl kann man streiten. Ich gebe ein bisschen weniger als vorher drin war. Sie müssen ja jetzt erst einmal ausbauen und zu viel Platz sorgt bei den Damen mitunter auch für Chaos. Ich mache das so, dass die Fangwabe auf Position 2 kommt. Nun lasse ich die Königin wieder frei und baue die Kiste wieder zusammen. Die Kiste mit den Brutwaben kann hier nicht bleiben. Die nehme ich mit an meinen Ablegerstand.
          • 10 Tage nach dem Eingriff sollte die Fangwabe komplett verdeckelt sein. Sie wird entnommen und entsorgt. Hier drin sind alle Varroen. Man muss aufpassen, dass man diesen Termin nicht überzieht weil die Varroen sonst mit den schlüpfenden Bienen wieder ins Volk gelangen. Lieber 2 Tage zu früh als auch nur einen zu spät. Das Volk ist jetzt quasi in den Genuss des Schwarmeffekts gekommen. Sie können brutfrei und mit Königin auf ganz frischen Waben neu beginnen. Da vorübergehend keine Brut zu pflegen ist wird sich die Honigleistung noch einmal verstärken. Die Spättrachternte kommt erst einige Zeit nach der Brutentnahme.
          • 21 Tage und 30 Tage nach dem geplanten Eingriff sind in der Brutscheune alle Bienen geschlüpft. An diesen Tagen wird der Brutling mit Milchsäure behandelt. Später muss dringend nochmal die Varroabelastung geprüft und ggf. nachbehandelt werden. Wie gesagt, der Brutling ist voller Varroen.
Erfahrungen

Nachdem ich die totale Brutentnahme nun 2017, 2018 und 2019 ausprobiert habe kann ich von folgenden Erfahrungen berichten:

    • 2017 hat die totale Brutentnahme nicht geklappt, weil die Fangwabe zeitlich nicht gut positioniert war. Die Bienen hatten sie noch nicht ausreichend ausgebaut als wir die Brut entnehmen wollten. Überhaupt hatten sie sich mit der Bauaktivität zurück gehalten. Deshalb haben wir ab 2018 besser geplant.
      • 2018 hat die totale Brutentnahme eigentlich sehr gut funktioniert und die Völker waren Varroa-frei. Trotzdem habe ich zwei Völker verloren weil sie später im Jahr bei belasteten Völkern geräubert haben. Ich habe daraus gelernt dass ich starke und schwache Völker besser nicht am selben Stand zusammen stehen lasse und dass ich den Varroa Befall öfter prüfe.
        • 2019 habe ich die totale Brutentnahme bei zwei Völkern durchgeführt. Allerdings ging das nicht ohne Stiche und den massiven Einsatz von Nelkentuch und Wassersprüher. Die waren nicht wirklich gewillt ihre Brut abzugeben und haben mich das spüren lassen. Kann sein dass es an der grossen Hitze liegt. Ich habe den Eindruck dass das dieses Jahr für die Bienen sehr stressig war und ich will mir bis nächstes Jahr mal Gedanken machen wie ich den Eingriff für die Bienen sanfter gestalten kann.
          • Der Transport der Brutscheune gestaltete sich schwierig. Zum einen war die Kiste extrem schwer. Dann musste ich die Kiste erneut Öffnen um die Brutwaben des zweiten Volks auch dort hinein zu hängen (aber nur, weil es an einem anderen Stand war). Bei der Gelegenheit kamen sehr viele Bienen wieder raus und liessen sich nur schwer wieder einfegen. Beim Weitertransport habe ich zum Autofahren den Schleier auf gelassen, weil die Bienen im Auto rumflogen. Hier muss ich nächstes Jahr definitiv sorgfältiger und mit mehr Abstand zum Fahrzeug arbeiten. Letztes Jahr gab es das Problem nicht weil wir zu zweit gearbeitet haben und einer immer an der Brutscheune den Deckel auf und gleich wieder zu gemacht hat.
            • Man könnte meinen dass es in der Brutscheune zu wenig Personal geben könnte. Aber das kommt eigentlich nicht vor. Durch die Masse an Brut müssten dort jeden Tag mehrere Tausend Bienen schlüpfen.

            Autor: Ralph Kar

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